Münchhausen

26.95

“Was für ein schändliches Laster ist das Lügen! Denn erstens kommt es leicht heraus, wenn einer zu arg flunkert, und zweitens kann jemand, der sich’s angewöhnt hat, auch einmal die Wahrheit sprechen, und keiner glaubt sie ihm dann. Daß mein Ahnherr, der Freiherr von Münchhausen auf Bodenwerder einmal in seinem Leben die Wahrheit sagte, und niemand ihm glauben wollte, das hat bei dreihundert Menschen das Leben gekostet.” In Immermanns “Münchhausen” gibt der Enkel der berühmten Lügenbarons, die ein oder andere Geschichte zum besten, wie er sich mit Lug und Trug durchs Leben angelte und dabei allerlei Unheil anrichtete – und unterhält damit nicht nur seinen Zuhörerkreis, sondern auch noch den heutigen Leser!


Autor: Karl Immermann
Illustration:
ca. 796 Seiten
SKU: munchhausen Category:
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Epoche

Ende des 18. Jahrhunderts

Schauplatz

Deutschland und andere Orte der Welt

Abriss

Immermanns 1839 veröffentlichter "Münchhausen" zeigt mal wieder: So unterhaltsam kann Lügen sein!
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Leseprobe

„Was für ein schändliches Laster ist das Lügen! Denn erstens kommt es leicht heraus, wenn einer zu arg flunkert, und zweitens kann jemand, der sich's angewöhnt hat, auch einmal die Wahrheit sprechen, und keiner glaubt sie ihm dann. Daß mein Ahnherr, der Freiherr von Münchhausen auf Bodenwerder einmal in seinem Leben die Wahrheit sagte, und niemand ihm glauben wollte, das hat bei dreihundert Menschen das Leben gekostet.“
„Wie?“, riefen der Baron und seine Tochter aus einem Munde.
„Geschätzte Freunde und liebe Wirte, mäßigt Euer Erstaunen“, versetzte der Gast, indem er, wie ein Kaninchen, die Nasenflügel zitternd bewegte, und mit den doppelfarbigen Augen zwinkerte. „Nichts natürlicher, als das. Hört nur zu. Der besagte Ahnherr war leider Gottes, wie Ihr wißt, ein ungemeiner und erschrecklicher Lügensack. Wer erinnert sich nicht der zwölf Enten, die er mit einem Stücke Schinkenspeck fing, nicht seines halbierten Rosses, welches in diesem Zustande der Halbheit dennoch eine Nachkommenschaft zu erzielen vermögend war, nicht des tollgewordenen Jagdpelzes, nicht der im Posthorn eingefrorenen Töne, und – und – o! o! o!“
Das blaue Auge des Enkels weinte, sein braunes blitzte von tugendhaftem Zorne, er konnte nicht weiterreden. Dem alten Baron und seiner Tochter gelang es endlich, ihn zu beruhigen. Der edle Redner schluchzte noch ein weniges, dann fuhr er so fort: „Es ist meiner Treu recht schlecht von mir, daß ich von meinem in Gott ruhenden Ahnherrn Übles rede, aber ehrlich währt am längsten. Dieser Mensch und Lügner hat die historische Wahrheit auf Jahrhunderte hin vergiftet, und die nachgeborenen Geschlechter gewissermaßen unter die Botmäßigkeit jedes Irrwahns gegeben, der seitdem in der Welt auftrat. Ja, um mich eines Gleichnisses aus einer seiner abgeschmackten Fabeln zu bedienen, es erging der Menschheit nachmals mit jedem falschen Propheten wie dem Bären, den der Ahnherr an die honigbeschmierte Wagenstange lockte, und der sich durch und durch auf selbige hinaufleckte. Denn es mochte den Leuten etwas noch so Unglaubliches vorgeschwätzt werden, sie riefen immer: ‚Das muß wahr sein; Münchhausen hat ganz andre Sachen erfahren!’
So leckten sich die Leute vor fünfzig bis sechzig Jahren auf den Eiszapfen der Aufklärung hinauf, und als sie mit Mühe und Not von diesem wieder heruntergeschroben waren, und die grimmige Erkältung noch in ihren Eingeweiden rasselte, da kamen die Franzosen und hielten ihnen den Freiheitsbaum vor, mit einer Mischung von Sirup und Kognak bestrichen, und die Narren leckten wieder so tapfer darauf los, daß sie bald alle mit Schmerzen an dem stachligen Stamme festsaßen, und Napoleon mit leichter Mühe sie daran hinter sich herziehen konnte. Nun, diese Begeisterung nahm denn endlich auch ein Ende mit Schrecken und gegenwärtig ...“
„Gegenwärtig?“, fragte der Baron erwartungsvoll.
„Gegenwärtig“, versetzte der Freiherr bedächtig, „werden so viele und verschiedenartige Stangen, Bäume und Zapfen, worunter sich auch einige Eisenschienen befinden, mit Honig bestrichen, daß sich noch nicht entscheiden läßt, welches dieser Fangmittel die meisten zu fesseln imstande sein werde.“
„Aber das Wort der Wahrheit, durch welches Ihr Ahnherr an die dreihundert Menschen tötete!“, rief das Fräulein Emerentia sanft und dringend.

Karl Immermann

Karl (Leberecht) Immermann wurde am 24. April 1796 in Magdeburg geboren. Der Sohn eines Kriegs- und Domänenrats war von Beruf Jurist, tätig in Magdeburg (1818/19 und 1824-27), Münster (1819-24) und seit 1827 als Landgerichtsrat in Düsseldorf. 1832 gründete er das Düsseldorfer Stadttheater, das er bis 1837 leitete. Er starb am 25. August 1840 in Düsseldorf.


Eine Auswahl an Werken:

1821 Die Prinzessin von Syrakus 1822 Trauerspiele 1822 Gedichte 1822 Die Papierfenster eines Eremiten 1824 Das Auge der Liebe 1828 Die Verkleidungen 1828 Das Trauerspiel in Tyrol 1829 Die Schule der Frommen 1830 Tulifäntchen 1830 Der Karneval und die Somnambule 1832 Alexis 1832 Merlin 1835 Andreas Hofer, der Sandwirt von Passeyer 1836 Die Epigonen 1839 Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken

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