Stopfkuchen
€26.95
Eduard kehrt nach vielen Jahren für einen Kurzbesuch in seine norddeutsche Heimatstadt zurück. Dort trifft er seinen alten Schulkameraden Heinrich Schaumann, genannt ‚Stopfkuchen’, wieder. Dieser, der früher von allen gehänselt wurde und in der Schule vor allem wegen seiner Faulheit nicht mithalten konnte, ist inzwischen Besitzer des Bauernhofs Rote Schanze und mit der Tochter des vorherigen Bauern Andreas Quakatz verheiratet. Quakatz stand sein Leben lang unter dem Verdacht, den Viehhändler Kienbaum ermordet zu haben, was nicht nur ihm, sondern auch seiner Tochter das Leben zur Hölle machte. Noch immer gehört dieser Mordfall zu den unaufgeklärten Rätseln der Dorfgeschichte – bis plötzlich Stopfkuchen Eduard offenbart, dass er weiß, wer der wahre Mörder ist…
Autor: Wilhelm Raabe
Illustration:
ca. 196 Seiten
Leseprobe
"Na ja, Frau, du kannst es dem Eduard eigentlich viel besser berichten, wie ich dann so von Zeit zu Zeit herausgekommen bin nach der roten Schanze, um endlich ganz dazubleiben. Daß ich dem Mordbauer auf der roten Schanze nicht das Korpus juris ins Deutsche übertragen habe, das steht fest. Aber das steht auch fest, mein Herz, mein Kind, du altes, gutes Weib, und du afrikanischer Freund, daß ich es beiläufig und fast ohne mein Zutun herausgekriegt habe: wer Kienbaums Mörder gewesen ist – wer Kienbaum totgeschlagen hat.“Ohne Sturm oder gar Wirbelsturm sind wir bis jetzt glücklich durchgekommen. Aber gestern mittag ging plötzlich über den Hagebucher der Ruf: „Feuer auf dem Schiff!“, und es blieb nur der Schiffskoch ruhig; denn er wußte es ja anfangs allein, woher der Brandgeruch stammte. Er wußte allein von dem alten wollenen Strumpf, welcher ihm unter seine Steinkohlen und auf seinen Küchenherd geraten war. Der nichtsnutzige Nigger hatte ihn im nordischen Hamburg noch am eigenen Fuße gehabt; aber unterm Äquator hatte er die schönen Reste davon eben entbehrlich gefunden.
Wie als wenn eben vom Haus her auch der Ruf: „Feuer! Feuer auf der roten Schanze!“ erschollen wäre, war ich aufgesprungen und stand Frau Valentine aufrecht am Tische und hatte ihr Strickzeug weit von sich geschleudert.
„Ist es die Möglichkeit?“, stammelte ich. „Frau Valentine –“
Die Frau stand nur bleich und wortlos und starrte aus weit offenen Augen auf ihren Mann.
„Es ist die Möglichkeit gewesen“, sagte dieser. „Es ist eine altbekannte Sache, auch der Dummste kann einen Zweck erreichen, wenn er nur seinen Dickkopf fest dran- und draufsetzt. Ja, Kinder, ich weiß es heute, wer Kienbaum totgeschlagen hat.“
„Aber deine Frau! So sieh doch nur deine Frau an! Mensch, hat denn deine Frau ebenfalls bis heute, wie alle andern –“
„Meine Frau erfährt von meinem Wissen in diesem Augenblick gleichfalls das erste Wort. Das kannst du ihr doch ansehen, Eduard. Aber so setze dich doch wieder, Tinchen! Liebes Herz, Alte, liebe, gute Alte, bleib doch ruhig! Erinnere dich, was wir ausgemacht haben. Erst wenn mir die Pfeife über einer Sache ausgeht, kommt an dich die Reihe, Jodute! zu rufen, mit den Beinen zu strampeln, die Arme aufzuwerfen und der Welt mit Tränen oder Grobheiten aufzuwarten. Kinder, tut mir den Gefallen und sitzt still!“
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