(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)
Personen :
5 männliche und eine weibliche Rolle
Männliche Hauptrolle
Oliver, ein gutaussehender, intelligenter Deutscher; spricht auch Englisch und Spanisch; kann bei der Rettung seiner Frau auf seine Erfahrungen aus 2 Jahren Bundeswehr samt Nahkampfausbildung zurückgreifen (beim ersten Angriff schlägt er die Sektenanhänger allein in die Flucht); freundet sich im Rahmen der Befreiungsaktion mit dem hilfsbereiten Professor Husemann an; zusammen gelingt ihnen die Rettung Marthas.
Weibliche Hauptrolle
Martha, eine hübsche, intelligente, selbstbewusste, zielstrebige Deutsche; wird aufgrund ihrer weißen Haut und eines Muttermals auf der Schulter von der alten Wahrsagerin Sybille für die Wiedergeburt der Göttin Nyrana gehalten; wird von Mitgliedern der Sekte gekidnappt und ihr droht der Opfertod durch Alessandro; wird am Ende jedoch von ihrem Ehemann und dem Professor gerettet.
Professor
Theodor Husemann, Deutscher, etwa Mitte 50, ehemaliger Professor für Meeresbiologie; lebt als Aussteiger in einem schönen Pfahlbau auf Dominica; bestreitet seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf seiner Unterwasser-Fotografien; ist von mächtiger Gestalt: groß, breite Schultern, markantes, gebräuntes Gesicht, grau-melierter Vollbart, etwas längere Haare; hat sich früher schon mit dem Sarango-Kult auseinandergesetzt und hilft dem jungen Ehepaar dann sofort mit vollen Kräften; ohne seine Hilfe wären sie verloren.
Hohepriester
Pedro Almidaro alias Alessandro, dunkelhäutiger Kubaner; sehr groß, kalte, grausame Augen, kahl geschoren; selbsternannter Oberpriester der geheimen Sarango-Sekte; denkt mehr an Geld als an den Glauben; nutzt die Gutgläubigkeit seiner Anhänger für seine skrupellosen Machenschaften mit dem Waffenschieber; kommt am Ende in der explodierenden Höhle zu Tode.
Korrupter Polizeichef
José Cascareda, dicker, korrupter Polizeichef von Marigot; Mitte 40; Schnauzbärtchen; steckt mit Alessandro und Sergio unter einer Decke; wird am Ende ebenfalls verhaftet.
Waffenschmuggler
Sergio Rodriguez, großer, schlanker, hellhäutiger Amerikaner kubanischer Abstammung mit gepflegtem Menjou-Bärtchen; skrupelloser Waffenschmuggler; will die Anhänger der Sarango-Sekte kaltblütig dazu instrumentalisieren, einen Bürgerkrieg anzuzetteln; wird am Ende auf der Flucht von der amerikanischen Polizei verhaftet.
Hund der beiden Hauptrollen
Bella, streunende Mischlingshündin, wird von dem jungen Paar entdeckt, als sie mitten auf der Straße sitzt; Oliver überfährt sie beinahe; Martha rettet sie und nimmt sie mit in das Feriendorf; muss für ihre Treue mit dem Leben bezahlen, als sie wegen ihres Bellens von Alessandros Leuten erdolcht wird.
Nicht personalisiert werden:
Sybille, gruselige alte Wahrsagerin und Anhängerin der Sarango-Sekte; bringt den Stein ins Rollen, als sie Marthas Muttermal entdeckt und sie für die Wiedergeburt Nyranas hält; wird von Alessandros Leuten deswegen ermordet.
Gertrud und Donald Sander, wohlhabendes englisches Ehepaar mit Hund Toby; machen trotz unglücklicher Ehe ebenfalls Urlaub auf der paradiesischen Insel und geraten auch in den Bann der Sekte.
Spencer T. Williams, eigenbrötlerischer Rentner auf Wanderschaft; wird Opfer der Sarango-Sekte.
Alan Trehurne, 16-jähriger Inselbewohner; wird ebenfalls Opfer der Sarango-Sekte.
Anton, Olivers Bruder in Deutschland; ein Schluckspecht sondergleichen, zu dem Martha ein eher zurückhaltendes Verhältnis pflegt.
Ludwig, Marthas Onkel; spielte in ihrer Kindheit als Verbündeter gegen die Erwachsenen eine wichtige Rolle; starb, als Martha ein Teenie war.
(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)
Leseprobe
Martha schluckte. „Der Schaukelstuhl“, flüsterte sie und versuchte, ein Zittern zu unterdrücken. „Er hat sich bewegt. Sieht so aus, als wären wir doch nicht allein.“
Oliver nahm ihre Hand, und langsam näherten sie sich dem Stuhl von der Seite her. Je näher sie kamen, desto stärker hatte
Martha das Gefühl, eine unheimliche, dunkle Macht würde von ihr Besitz ergreifen. Ihr Mund war trocken, und ihr Puls raste. Natürlich wusste sie, was mit ihr los war, aber noch weigerte sie sich, es zu akzeptieren. Es gab keinen objektiven Grund dafür. Keinen, der ihre Angst rechtfertigte. Draußen, nur wenige Schritte entfernt, spielte sich das fröhliche Inselleben ab, dort waren schwatzende, heitere Menschen unterwegs, und da brannte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Es gab keinen Grund, sich zu fürchten. Absolut keinen.
Aber sie waren nicht draußen, sie waren drinnen, in diesem seltsamen Haus, in dem es nach Leichenhalle roch, nach Krankheit und Tod, obwohl
Martha keinen dieser spezifischen Düfte jemals bewusst wahrgenommen hatte. Und doch wusste sie, daß es so war. Es kam aus dem Kopf heraus, es entstand außerhalb der objektiven Wahrnehmung, deshalb ließ es die inneren Alarmglocken um so lauter schrillen.
Ohne dass es ihr richtig bewusst wurde, drängte sie
Oliver zum Ausgang hin.
„Lass uns gehen,
Liebling“, hauchte sie tonlos. „Es gefällt mir hier nicht! Irgend etwas ist in diesem Raum... etwas Böses. Ich spüre es.“
Im Halbdunkel sah sie, wie er lächelte. „Unsinn, das bildest du dir bloß ein“, erwiderte er besänftigend. „Ich würde hier auch nicht wohnen wollen, aber es ist einfach nur...“
Bevor
Oliver den Satz beenden konnte, flammte auf dem Tisch, wie von Geisterhand entzündet, eine Kerze auf.
Martha zuckte erschrocken zusammen, als ringsum an den Wänden plötzlich bizarre Schatten tanzten, ganz so, als sei ein vorher unsichtbarer Scherenschnitt urplötzlich zum Leben erwacht. Ganz so wie damals im Keller, als sie ein kleines Mädchen war.
„Ganz ruhig,
Schatz, ich bin ja da“, mahnte
Oliver und räusperte sich. Er hätte es nie zugegeben, aber auch ihm war alles andere als wohl in seiner Haut. „Madam?“ fragte er auf Englisch. „Sind Sie zu Hause? Draußen auf dem Schild stand, Sie könnten die Zukunft vorhersagen, und da wollten wir...“
Der Schaukelstuhl drehte sich langsam und knarzend, und sowohl
Oliver als auch
Martha spürten plötzlich einen Kloß im Hals.
Die Frau, die dort mehr hockte als saß, musste unglaublich alt sein. Sie war eine Einheimische, zweifellos, und ihre dunkle Haut war tief zerfurcht wie ein frisch gepflügter Acker. Sämtliches Leid und Elend der Welt schien sich darin eingegraben zu haben. Sie war dünn, ja mager, mit knochigen und langen Fingern, und von Kopf bis Fuß war sie in ein schmutziges, sackähnliches Gewand gehüllt. Teilnahmslos starrten ihre Augen vor sich hin, als blicke sie durch ihre Besucher hindurch.
Martha fragte sich schon, ob sie sie überhaupt wahrgenommen hatte. Und wie hatte sie es geschafft, den Stuhl herumzudrehen? Sie hatte nicht gesehen, daß die Frau sich bewegt hatte.
Da begann die Alte unversehens zu sprechen. Ihre Stimme war leise, flüchtig, wie ein sanfter, jedoch eisiger Windhauch, so dass man sie kaum zu verstehen vermochte.
„Es ist schon ewig her, daß mir der Himmel einen Blick in die Zukunft gestattet hat. Kaum einer verirrt sich noch zu Sybille, denn meine Kraft ist verbraucht. Es hat dem großen Sarango gefallen, mir meine Gabe einst zu schenken. Aber was er schenkt, das kann er auch wieder nehmen.“ Mit großer Mühe hob sie den beinahe kahlen Schädel. „Lassen Sie mich allein und gehen Sie dorthin zurück, woher Sie gekommen sind. Ich erwarte einen anderen Besucher, der auch mein letzter sein wird. Und er wird mich dorthin mitnehmen, von wo es kein Zurück mehr gibt.“ Ihre Stimme wurde brüchig.
Martha schauderte. Ihre Nackenhaare sträubten sich. „Komm, wir verschwinden auf der Stelle“, flüsterte sie und gab
Oliver einen auffordernden Wink. Dabei rutschte ihr ein Träger ihres Oberteils von der Schulter und entblößte ein Stückchen ihrer nackten Haut.
Der leere Blick der Alten streifte im flackernden Schein der Kerze darüber hinweg, und urplötzlich ging ein Ruck durch ihren ausgemergelten Körper. Ihre Augen weiteten sich verblüfft, begannen zu glänzen, ein Keuchen entrang sich ihrer Brust. Der Atem kam abgehackt, stoßweise und rasselnd.
Wie eine Dampflok, kurz bevor die letzten Kohlen verheizt sind, schoß es
Oliver durch den Kopf. Er kam sich irgendwie hilflos vor. Das fehlte gerade noch, dass sie jetzt einen Herzinfarkt bekam. Oder was ähnliches in der Art. Er verwünschte seinen Entschluss, dieses Haus überhaupt zu betreten. „Señora?“ erkundigte er sich zaghaft. „Fühlen Sie sich nicht gut? Sollen wir vielleicht einen Arzt holen?“
Die alte Frau, die sich selbst Sybille genannt hatte, schien seine Worte nicht zu hören. Unendlich langsam, aber mit einer verwunderlichen Zielstrebigkeit stemmte sie sich aus ihrem Schaukelstuhl empor und schlurfte mit ausgestreckten Armen auf
Martha zu, die verwirrt zurückwich.
Seltsam, wie beweglich die Alte plötzlich war, dachte Oliver fasziniert. War dies das letzte Aufbäumen vor dem Tod? Sagte man nicht, dass der Körper noch einmal alle Reserven mobilisiere, bevor das Ende kam? Aber musste das ausgerechnet jetzt passieren? Ausgerechnet in dem Moment, als sie in dem düsteren Haus waren?
„Das Muttermal“, krächzte die Alte heiser. „Auf deiner linken Schulter! Es hat die Form zweier übereinanderstehender Herzen!“ Sie schien völlig aus der Fassung geraten zu sein. Ihre Hände wirbelten unkoordiniert durch die Luft, als dirigiere sie ein verrückt gewordenes Free-Jazz-Orchester.
„Ja, ich weiß.“
Martha ging unsicher immer weiter rückwärts. „Das habe ich seit meiner Geburt.“ Sie warf einen Hilfe suchenden Blick auf
Oliver, der wie gebannt die unwirkliche Szene verfolgte und seine Frau gar nicht wahrzunehmen schien.
„Sarango hat uns also erhört! Endlich, nach all den Jahren!“ Sybille folgte ihr, die Finger mit den spitz zugefeilten Nägeln hatte sie nun wie Dolche nach vorn gestreckt. „Du bist es! Endlich! Du bist die Wiedergeburt von Nyrana! Die Götter seien gepriesen, die alten Legenden hatten Recht! Eine Fremde wird kommen aus einem fernen Land, mit
blonden Haaren, mit weißer Haut, so hell wie einst die des großen Sarango und so schön wie Nyrana, seine geliebte Frau!
Alessandro, unser Priester, hat uns also die Wahrheit gesagt... Dass ich das noch erleben darf! Habt Dank, ihr Götter, habt Dank!“
Martha zupfte ihr Oberteil wieder zurecht und schaute ängstlich zu
Oliver hinüber. Er nickte achselzuckend. Diese Hexe war ganz offensichtlich nicht bei Trost. So etwas sollte bei Leuten im fortgeschrittenen Alter vorkommen. Die Situation kam ihm plötzlich absurd und unwirklich vor, und er verspürte den übermächtigen Wunsch, hier wegzukommen. Hinaus in die Sonne, zurück in den Trubel, zu den lärmenden, heiteren Menschen auf dem Marktplatz vor der Kirche.
„Tja, wie dem auch sei“, meinte er deshalb etwas verlegen, „wir werden mal lieber gehen, Señora. Ich glaube, Sie sollten sich ein wenig ausruhen. Da wollen wir nicht länger stören.“ Er lächelte verkrampft. „Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Señora... Sybille, richtig? Also dann, auf Wiedersehen und alles Gute.“ Er nahm die Hand seiner Frau und zog sie mit sich. „Komm! Nichts wie raus hier.“
„Wohin wollt ihr? Ihr könnt nicht einfach fortgehen!“ Sybilles Stimme kreischte wie ein stumpfes Sägeblatt, und ihre Augen funkelten
Oliver böse an. Wie sie so dastand, mit erhobenen Armen und verzerrtem Gesicht, erinnerte sie
Martha unwillkürlich an eine Zeichnung aus Hänsel und Gretel in Grimms Märchen. Die Zeichnung der Hexe, als sie vor dem Ofen stand und gerade dabei war, ihn für ihr Abendmahl zu heizen, das aus Hänsel bestehen sollte. „Hast du mich nicht richtig verstanden, du tumber Narr? Diese Frau ist die Wiedergeburt von Nyrana, der Gattin des großen Sarango! Sie muss hier warten, bis ich
Alessandro benachrichtigt habe! Bleibt hier! Ich befehle es euch!“
„Bedaure, aber Sie haben uns nichts zu befehlen.“
Oliver hielt schon die rostige Klinke in der Hand. „Und regen Sie sich jetzt bitte nicht so auf“, fügte er beschwichtigend hinzu. „Wir wohnen zwanzig Meilen vor der Stadt im Bungalowdorf am Makuri-Strand. Dieser
Alessandro kann ja auf eine Tasse Tee vorbeikommen, wenn er will. Aber das eilt nicht.“
„Halt!“ Sybille schwankte wie eine Pappel im Sturm. „Halt, ich befehle es! Ihr...“
Den Rest hörten die beiden nicht mehr, denn
Oliver hatte die Tür von außen hinter sich zugeknallt. Aber das Gekreische der Alten folgte ihnen. Ihre wilden Flüche waren noch zu vernehmen, als sie schon etliche Schritte vom Haus entfernt waren.