Nachtwachen von Bonaventura

26.95

Auf mehreren nächtlichen Wanderungen durch die dunklen Straßen einer Stadt begleitet der Leser den Nachtwächter Kreuzgang und erfährt dabei nicht nur von dessen tragischem Lebensweg, sondern auch von anderen Schicksalen, die ihm des Nachts begegnen – ob das eines gescheiterten Dichters, einer ehebrechenden Frau, eines Selbstmörders oder einer zum Tode verurteilten Nonne und ihres Geliebten. Ganz im Stile der Schauerromantik wandelt er bei Blitz und Donner über Friedhöfe und durch dunkle Kirchen, spricht mit Gott und dem Teufel und hadert immer wieder mit der Schlechtheit und Verrottetheit der Menschen, mit Sinn und Unsinn der geltenden Regeln und Maßstäbe – denn „wer entscheidet es zuletzt, ob wir Narren hier in dem Irrhause meisterhafter irren oder die Fakultisten in den Hörsälen? Ob vielleicht nicht gar Irrtum Wahrheit, Narrheit Weisheit, Tod Leben ist?“


Autor: August Klingemann
Illustration:
ca. 128 Seiten
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Abriss

Schlüsseltext der deutschen Romantik voll satirischer, humorvoller und kritischer Reflexion über das Leben, den Tod und den Menschen

Epoche

Anfang des 19. Jahrhundert

Schauplatz

Eine Stadt bei Nacht; verschiedene Orte in Deutschland
(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Leseprobe

Die Nachtstunde schlug; ich hüllte mich in meine abenteuerliche Vermummung, nahm die Pike und das Horn zur Hand, ging in die Finsternis hinaus und rief die Stunde ab, nachdem ich mich durch ein Kreuz gegen die bösen Geister geschützt hatte.
Es war eine von jenen unheimlichen Nächten, wo Licht und Finsternis schnell und seltsam miteinander abwechselten. Am Himmel flogen die Wolken, vom Winde getrieben, wie wunderliche Riesenbilder vorüber, und der Mond erschien und verschwand im raschen Wechsel. Unten in den Straßen herrschte Totenstille, nur hoch oben in der Luft hauste der Sturm, wie ein unsichtbarer Geist.
Es war mir schon recht, und ich freute mich über meinen einsam widerhallenden Fußtritt, denn ich kam mir unter den vielen Schläfern vor wie der Prinz im Mährchen in der bezauberten Stadt, wo eine böse Macht jedes lebende Wesen in Stein verwandelt hatte; oder wie ein einzig Übriggebliebener nach einer allgemeinen Pest oder Sündflut.
Der letzte Vergleich machte mich schaudern, und ich war froh ein einzelnes mattes Lämpchen noch hoch oben über der Stadt auf einem freien Dachkämmerchen brennen zu sehen.
Ich wußte wohl, wer da so hoch in den Lüften regierte; es war ein verunglückter Poet, der nur in der Nacht wachte, weil dann seine Gläubiger schliefen und die Musen allein nicht zu den letzten gehörten.
Ich konnte mich nicht entbrechen folgende Standrede an ihn zu halten:
„O du, der du da oben dich herumtreibst, ich verstehe dich wohl, denn ich war einst deinesgleichen! Aber ich habe diese Beschäftigung aufgegeben gegen ein ehrliches Handwerk, das seinen Mann ernährt, und das für denjenigen, der sie darin aufzufinden weiß, doch keinesweges ganz ohne Poesie ist. Ich bin dir gleichsam wie ein satirischer Stentor in den Weg gestellt und unterbreche deine Träume von Unsterblichkeit, die du da oben in der Luft träumst, hier unten auf der Erde regelmäßig durch die Erinnerung an die Zeit und Vergänglichkeit. Nachtwächter sind wir zwar beide; schade nur daß dir deine Nachtwachen in dieser kalt prosaischen Zeit nichts einbringen, indes die meinigen doch immer ein Übriges abwerfen. Als ich noch in der Nacht poesierte, wie du, mußte ich hungern, wie du, und sang tauben Ohren; das letzte tue ich zwar noch jetzt, aber man bezahlt mich dafür. O Freund Poet, wer jetzt leben will, der darf nicht dichten! Ist dir aber das Singen angeboren, und kannst du es durchaus nicht unterlassen, nun so werde Nachtwächter, wie ich, das ist noch der einzige solide Posten wo es bezahlt wird, und man dich nicht dabei verhungern läßt. – Gute Nacht, Bruder Poet.“
Ich blickte noch einmal hinauf, und gewahrte seinen Schatten an der Wand, er war in einer tragischen Stellung begriffen, die eine Hand in den Haaren, die andre hielt das Blatt, von dem er wahrscheinlich seine Unsterblichkeit sich vorrezitierte.
Ich stieß ins Horn, rief ihm laut die Zeit zu, und ging meiner Wege. –

August Klingemann

August Klingemann (Bonaventura) wurde am 31. August 1777 in Braunschweig geboren. Er besuchte das Collegium Carolinum in Braunschweig und ging 1798 nach Jena, um Jura zu studieren. Früh zeigte er Interesse am Theater; bereits 1797 wurde sein erstes Theaterstück 'Wildgraf Eckart von der Wölpe' anonym aufgeführt. Nach Abbruch des Studiums kehrte er 1801 zurück nach Braunschweig und wurde freier Mitarbeiter der Zeitung für die elegante Welt. Er verfasst einige Romane und eine Vielzahl von Dramen und wirkte als Oberregisseur, Mitdirektor und zuletzt als Leiter der Waltherschen Gesellschaft. 1804 erschien unter dem Pseudonym Bonaventura 'Nachtwachen', ein Roman, für den früher in der literaturwissenschaftlichen Diskussion auch die Namen Wetzel, Schubert, Schlegel, Schelling, E.T.A. Hoffmann und Brentano ins Spiel gebracht wurden. Heute ist sich die Literaturwissenschaft weitgehend einig, dass das Werk Klingemann zuzuschreiben ist. Klingemann starb am 25. Januar 1831 in Braunschweig.


Eine Auswahl an Werken:

  • 1795 Wildgraf Eckart von der Wölpe
  • 1798/99 Die Ruinen im Schwarzwalde
  • 1802 Albano, der Lautenspieler
  • 1804 Nachtwachen
  • 1806 Der Lazzaroni oder der Bettler von Neapel
  • 1806 Heinrich von Wolfenschießen
  • 1812 Schill oder das Deklamatorium zu Krähwinkel

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