Sternentau

26.95

Die junge Fabrikantentochter Harda träumt davon, sich von ihren häuslichen und familiären Pflichten zu befreien und einen eigenen Beruf zu ergreifen. Eines Tages entdeckt sie während eines Spaziergangs eine noch völlig unbekannte Pflanze, die sie “Sternentau” nennt. Mit Hilfe eines Arzt und Botanikers lüftet sie schließlich das Geheimnis um das wunderliche Gewächs: Der “Sternentau” ist nicht von dieser Welt und gebärt im Generationswechsel kleine Elfen. Diese zarten Wesen erkunden die menschliche Welt und sind sogar fähig, sich in die Gedanken ihrer Bewohner einzuklinken.
Für Harda beginnt eine spannende Entdeckungsreise, auf der sie nicht nur viel über sich selbst, sondern auch über die Welt und ihre natürlichen Gesetze lernt.


Autor: Kurd Laßwitz
Illustration:
ca. 256 Seiten
SKU: sternentau Category:
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(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Schauplatz

Deutschland

Epoche

Zur Zeit des deutschen Kaiserreichs (1871-1918)

Abriss

Wie alle Werke von Kurd Laßwitz, dem Begründer der deutschsprachigen Science-Fiction, scheut sich auch dieser Roman nicht, ein eher kritisches Bild unserer Lebenswelt und Zukunft zu zeichnen.
(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Leseprobe

„Fräulein Kern!“ sagte er überrascht. „O, da muß ich gewiß sehr um Entschuldigung bitten. Ich fürchte, ich bin hier ohne Erlaubnis auf Ihrem Grund und Boden eingedrungen. Aber, gnädiges Fräulein, ich kann versichern, ich bin mir dessen in keiner Weise bewußt gewesen.“
„Fürchten Sie gar nichts, Herr Doktor“, antwortete Harda freundlich. „Der Grundbesitz der Hellbornwerke reicht hier nur bis ans rechte Ufer der Helle. Aber aus meinem Anzuge könnten Sie freilich schließen, daß ich noch innerhalb der Parkgrenzen umherliefe.“
„O bitte –“
„Es ist aber ganz gleich, ich geniere mich nicht und setze mich ein wenig her. Aber Sie dürfen sich auch nicht stören lassen, nehmen Sie wieder Platz und – Ach!“ unterbrach sie sich fast heftig, „da haben Sie ja meinen Sternentau!“
„Was habe ich? Wie nennen Sie die Pflanze? Sie kennen sie? Sternentau?“ fragte der Doktor lebhaft.
„Nein, nein“, beruhigte Harda. „Ich nenne die blauen Blumensterne nur so für mich wegen der runden Erhebung im Innern, die wie ein Tautropfen glänzt. Es ist bloß ein Privatname zu meiner stillen Freude. Die Pflanze findet sich nämlich sonst nirgends als hier in der Nähe des Riesengrabs, und sie scheint überhaupt noch nicht entdeckt. Ach, ich drücke mich wohl sehr dumm aus. Sie steht in keiner Flora. Nun haben Sie die Blumen entdeckt und ich habe sie nicht mehr für mich. Aber das mußte ja doch einmal kommen.“
„Ich bitte Sie, Fräulein Kern“, sagte der Doktor mit ganz erschrockenem Gesicht, „wenn es sich wirklich so verhalten sollte, daß die Pflanze noch nicht bestimmt ist – mir ist sie allerdings völlig fremd, auch fremdartig – wenn sie bisher nur Ihnen bekannt war, so werde ich selbstverständlich Ihr Entdeckerrecht achten. Die Untersuchung wäre ja freilich sehr interessant, ja eine wissenschaftliche Pflicht – aber ohne Ihren ausdrücklichen Wunsch, das verspreche ich Ihnen, werde ich nichts bekannt geben.“
Harda sah ihn dankbar an, daß ihm ganz merkwürdig zumute wurde, und sprach lächelnd:
„Es ist doch wahr, was unsre Leute von Ihnen sagen: Der Doktor Eynitz ist ein guter Mann.“
„Hm – bitte –“, sagte Eynitz verlegen, und ein leichtes Erröten lief über sein freundliches Gesicht. „Das braucht nicht immer ein Lob zu sein, es kann auch eine Schwäche bedeuten.“
„Wenn Sie es lieber wollen, tun Sie mir einen Gefallen aus Schwäche. Eine Schwäche ist's ja auch, wenn ich das Pflänzchen noch eine Weile für mich behalten möchte. Aber die Pflanzen sind mir nun mal überhaupt ans Herz gewachsen. Die sind doch nicht einfach eine Sache, sie leben und fühlen ja, und jede einzelne ist was für sich. Ich bilde mir immer ein, wenn ich so ein Pflänzchen recht lieb habe, müßte mich's auch wieder gern haben.“
Sie nickte dem Blümchen, mit dem ihre Hand spielte, unwillkürlich vertraulich zu. Eynitz nickte ebenfalls.
„Ja, Herr Doktor“, fuhr Harda fort, „Ihr freundliches Anerbieten kann ich natürlich nicht ganz annehmen, aber wir könnten uns einigen. Sie studieren den Sternentau und bestimmen ihn und werden Ihr Resultat veröffentlichen, aber den Fundort, nicht wahr, den Fundort geben Sie nicht an, damit wir hier nicht von Botanikern überlaufen werden. Oder geht das nicht?“
„Nun“ – Eynitz drehte bedenklich an seinem braunen Schnurrbärtchen und ließ die Augen zwischen Harda und dem Walde hin und hergehen, als lauerten dort schon Pflanzenjäger – „verschweigen kann man ja den Fundort freilich nicht – aber es ließe sich wohl ein Ausweg finden. Hat denn diese Felsgruppe einen offiziellen Namen?“
„Wir nennen sie das Riesengrab, weil die Leute behaupten, hier läge ein Riese begraben, aber ich glaube nicht, daß der Name auf einer Karte steht. Wo haben Sie denn den Sternentau überhaupt gefunden?“
„Hier unter dem Efeu und – ja, und dann auch ganz versteckt abseits zwischen den Felstrümmern am Wege hier herauf – d. h. Weg ist ja nicht da – ebenfalls unter Efeublättern.“
„Sonst nirgends? Nun ja, er wächst auch sonst nirgends. Aber dann genügt doch, wenn Sie sagen: „Westlich von Wiesberg, Ufer der Helleschlucht, unter Efeu. Dann können die Leute suchen. Und daß sie nicht hier heraufkommen, dafür will ich schon sorgen. Das Plateau hier oben, das muß eingezäunt werden – unauffällig. Die Gegend ist überhaupt nicht mehr ganz sicher vor Touristen. Ist's Ihnen so recht?“
„Mir ist alles recht, wie Sie's wünschen. Aber ich denke, dieses Terrain gehört nicht zu Ihrem Besitztum.“
„Allerdings nicht, aber ich kenne den Besitzer gut, und ich weiß, das tut er mir sicher zu Gefallen.“
„So sind wir hier auf Privatbesitz? Wem gehört denn dieser Wald?“
„Ach, es ist nur ein mäßiges Stückchen Fels, Wald, Wiese und ein umgebautes ehemaliges Bauernhäuschen. Solves heißt der Besitzer. Sie werden den Namen kennen.“
„Geo Solves etwa?“
„Freilich.“
„Ach gewiß! Jetzt erinnere ich mich ja, daß er sich vor einigen Jahren hier angekauft hat. Und das ist ein guter Freund von Ihnen?“
„Jetzt unser Nachbar. Aber ich kenne ihn freilich von Jugend auf. Er ist mein Pate.“
„Geo Solves Ihr Pate? Das ist interessant. Da sind Sie ja zu beneiden.“
„Ich beneide mich ja auch – Aber bitte, für was erklären Sie nun das Blümchen? Ist es nicht reizend mit den fünf glockenförmig nach außen gebogenen Blättchen, über die es von der Mitte her, von dem glänzenden Köpfchen, wie ein leichter, silberglitzernder Schleier von seidenen Fäden fällt! Und dieses feine Spitzengewebe der Ranken und Blätter! Eigentlich sieht's wie ein kletterndes Farnkraut aus, wenn's so was gibt. Aber diese offene Blüte? Man möchte an eine Akelei denken.“
„Ein Blümchen ist's nicht, gnädiges Fräulein. Ich habe schon mit der Lupe gesehen, daß kein Samen vorhanden ist, und die Fäden, die Sie wohl für Staubblätter halten, sind irgendein anderes Organ. Und hier ganz im Innern, was Sie sehr bezeichnend mit einem Tautropfen verglichen, das ist kein Stempel. Das möchte ich für ein Sporangium halten, für eine Kapsel, darin die Sporen reifen. Ob man aber die Pflanze zu den Farnen rechnen darf, oder ob sie eine ganz neue Gattung von Kryptogamen vorstellt, das läßt sich nur mit Hilfe des Mikroskopes entscheiden, wenn man die weitere Entwicklung im Generationswechsel beobachtet.“
Harda sann einen Augenblick nach, dann begann sie wieder: „Mag's auch keine Blütenpflanze sein, so kann ich doch ruhig weiter Sternentau sagen. Das ist ein neutraler Name. Ich will Ihnen noch etwas Seltsames mitteilen, Herr Doktor. Die Pflanze ist nämlich erst seit vorigem Jahre hier aufgetreten. Das wird Ihnen erklären, warum sie noch nicht wissenschaftlich untersucht ist. Ich habe nun versucht, sie durch Ableger zu verpflanzen, sie ist aber nur an zwei Stellen fortgekommen, nämlich wo sie auch unter Efeu steht. Und dann habe ich aufs genaueste aufgepaßt, ob das Pflänzchen denn keine Früchte trägt, aber ich habe nie etwas finden können. Das würde ja mit dem stimmen, was Sie sagen. Von dem Generationswechsel habe ich gelesen, aber sehr klar ist es mir gegenwärtig nicht.“
„Wenn Sie gestatten – ein etwas groteskes Beispiel wird den Ausdruck sogleich klar machen. Nehmen Sie an: Eine Henne legt ein Ei, daraus kröche aber nicht wieder ein Hühnchen heraus, sondern es wüchse zunächst ein Strauch hervor. Der Strauch bilde zweierlei Blüten, weibliche und männliche; und eines schönen Tages lösen sie sich ab und fliegen als kleine Hühnchen und Hähnchen davon. Wenn sie erwachsen sind, finden sie sich zusammen, und die Hühnchen legen wieder Eier, aus denen dann Sträucher hervorwachsen. So lösen sich immer Strauch und Vogel in der Nachkommenschaft ab. Das wäre ein richtiger Generationswechsel.“

Kurd Laßwitz

Kurd Laßwitz wurde am 20.04.1848 in Breslau geboren, der Vater war Fabrikant und Kaufmann. 1866 beginnt er sein Studium der Mathematik und Physik in Breslau und besteht 1873 das Staatsexamen. Zwei Jahre später promoviert er über ein Thema der Physik und geht 1876 als Gymnasiallehrer nach Gotha. 1884 erhielt er den Professorentitel. Laßwitz starb am 17.10.1910 in Gotha. Kurd Laßwitz gilt als Vater der deutschen Science-Fiction Romane. Seine Romane spiegeln die Nähe des Autors zu den Gedanken von Kant und Fechner wider.


Eine Auswahl an Werken:

1871 Bis zum Nullpunkt des Seins 1874 Zwei Erzählungen aus dem 24. und 39. Jahrhundert 1874 Atomistik und Kriticismus 1878 Natur und Mensch 1878 Bilder aus der Zukunft 1890 Seifenblasen (Märchen) 1890 Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton 1897 Auf zwei Planeten (Roman) 1899 Wirklichkeiten 1902 Nie und Nimmer. Neue Märchen 1902 Homchen (Märchenroman) 1904 Aspira. Der Roman einer Wolke 1904 Religion und Naturwissenschaft 1906 Was ist Kultur 1908 Seelen und Ziele 1908 Die Weltprojekte (Legende) 1909 Sternentau. Die Pflanze vom Neptunsmond

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