Fluch des schwarzen Blutes
Kanderan gegen Ende des Winters: Der Wettstreit zwischen den Handelsfamilien um die Eröffnung der Handelssaison ist in vollem Gang. Der Meeresgott Levian scheint der jungen Heldin vor ihrer ersten Fahrt als Kapitän wohlgesonnen zu sein, seine Priester stehen ihr mit Segen zur Seite. Doch eine seltsame Unruhe macht sich in ihr breit. Was hat es mit ihren düsteren Träumen auf sich? Wer ist der mysteriöse Fremde, der sie zu verfolgen scheint? Und warum verhält sich ihre beste Freundin so merkwürdig? Ist sie tatsächlich vom „schwarzen Blut“ befallen? Die junge Heldin will es nicht glauben. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse und zwingen sie zur Flucht aus Kanderan - einer Flucht, die ihr ganzes Leben infrage stellt und auf der sie sich selbst ganz neu kennenlernt. Als sie schließlich in ihre Heimat zurückkehrt, ist nichts mehr, wie es vorher war...
Autor: Susanne Schäpler
Illustration: istockphoto.com/linus boman
ca. 212 Seiten
Personen :
7 weibliche und 4 männliche Rollen
Weibliche Hauptrolle
Raven Schwarzsegel, Hauptrolle; Tochter von Marius und Almeda Schwarzsegel; temperamentvoll; wächst in der Hafenstadt Kanderan als Tochter einer der bedeutendsten Handelsfamilien auf; steht kurz vor ihrer Jungfernfahrt als Kapitän; ihre Familie hat eine gute Beziehung zu den Priestern des Meeresgottes Levian, die den Ort und die Menschen vor den Dämonen schützen; erfährt im Lauf der Geschichte, dass auch sie das „schwarze Blut“ in sich trägt und eine „Aviaris“ ist, und erkennt, dass diese gar nicht so dämonisch sind, wie von den Priestern behauptet wird; hat nach ihrer Verwandlung Flügel; kämpft gemeinsam mit Nerus gegen die Priester und befreit Kaity und Agnes aus deren Fängen; zieht am Schluss ins Reich der Aviaris.
Guter Freund der weiblichen Hauptrolle
Aurel Eschborn, Sohn einer anderen erfolgreichen Handelsfamilie in Kanderan; steht seit jeher im Wettstreit mit Raven, sie sind aber dennoch sehr gut befreundet; es bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden an; als seine Matrosen Raven von Bord werfen wollen, stellt er sich schützend vor sie und flüchtet mit ihr vom Schiff; rettet ihr das Leben; wird beinahe von Nerus getötet, der denkt, dass er Raven umbringen will; Aurel und der Aviaris werden dennoch Freunde und kämpfen am Ende gemeinsam gegen die Priesterschaft.
Aviaris und Begleiter der weiblichen Hauptrolle
Nerus, ein Aviaris; langes, dunkles Haar; durchdringende, schwarzbraune Augen; kantiges Gesicht; soll Raven bei ihrer Verwandlung beistehen; bringt eine Priesterin um, um sich und seine Gefährten zu schützen; folgt ihr bis auf die Felseninsel; schlägt Aurel nieder, da er denkt, dass dieser Raven schaden will; Raven überzeugt ihn davon, Aurel am Leben zu lassen und von der Insel zu retten; freundet sich schließlich doch mit Aurel an; hat eine sehr enge, fast väterliche Beziehung zu Raven.
Vater der weiblichen Hauptrolle
Marius Schwarzsegel, Ravens Vater; Mann von Almeda Schwarzsegel; Oberhaupt einer der bedeutendsten Handelsfamilien Kanderans; wusste, dass das schwarze Blut in seiner Familie ist; seine Schwester verwandelte sich vor vielen Jahren in eine Aviaris; hoffte, das schwarze Blut durch zahlreiche Gaben an Levian vertreiben zu können; ist zunächst schockiert, Raven verwandelt zu sehen, stellt sich dann aber auf ihre Seite und gegen die Priesterschaft.
Mutter der weiblichen Hauptrolle
Almeda Schwarzsegel, Ravens Mutter; Frau von Marius Schwarzsegel; wusste nichts von dem schwarzen Blut in der Familie; ist zunächst entsetzt, schließt Raven dann aber doch wieder in ihre Arme.
Beste Freundin der weiblichen Hauptrolle
Kaity, Ravens beste Freundin; Agnes’ Schwester; fröhlich und etwas übermütig; stammt aus einer Hafenarbeiterfamilie; Tochter eines Aviaris; weiß schon länger, dass sie das schwarze Blut in sich trägt; ihre bevorstehende Verwandlung löst die Ereignisse aus, die Raven zur Flucht aus Kanderan treiben; wird von Raven und Nerus aus den Fängen der Priester befreit; zieht am Schluss ins Reich der Aviaris.
Schwester der besten Freundin
Agnes, Kaitys Schwester; hat die gleiche Haarfarbe wie Kaity; ist angeblich vor einem Jahr nach langer Krankheit gestorben; ist in Wirklichkeit eine Aviaris und nach ihrem vorgetäuschten Tod in die Stadt der Aviaris gezogen; ist nach Kanderan zurückgekehrt, um Kaity bei ihrer Verwandlung beizustehen; wird zusammen mit dieser von den Priestern gefangengenommen, dann aber von Raven und Nerus gerettet.
Levianpriesterin
Schwester Siria, vertraute Priesterin der Schwarzsegels; graue Augen; erscheint zunächst sehr vertrauenerweckend und fürsorglich, entpuppt sich dann aber als eine von zu viel Macht und Ehrgeiz getriebene Priesterin; schreckt im Kampf gegen die Dämonen vor nichts zurück; muss am Ende erkennen, dass sie den Kampf um Raven verloren hat.
Levianpriester
Bruder Darius, vertrauter Priester der Familie Eschborn; dunkle Augen; heiter, unkonventionell; am Ende stellt sich heraus, dass er zu den wenigen Priestern gehört, die die Aviaris nicht für Dämonen halten, sondern Menschen mit schwarzem Blut bei ihrer Verwandlung helfen und sie vor den anderen Levianpriestern schützen.
Köchin
Mera, Köchin auf Aurels Schiff; langes Haar; noch sehr jung und schüchtern; versucht, Raven in die Kunst des Kochens einzuführen, die sie selbst meisterhaft beherrscht; kleine Rolle.
Steuerfrau
Dareen, Steuerfrau; Aurels rechte Hand auf dem Schiff; langes Haar; forsch und nicht zimperlich; hat große Angst vor den Dämonen und möchte Raven deshalb so schnell wie möglich von Bord haben; fällt dabei sogar Aurel in den Rücken; kleine Rolle.
Nicht personalisiert werden:
Aurels Mutter, namenlos.
Levian, der Meeresgott; tritt nicht selbst in Erscheinung.
"Vielen Dank für das tolle Geschenk. Meine beste Freundin hat sich wirklich sehr darüber gefreut. Im Endeffekt ist das die Hauptsache, einen Menschen den mag sehr gerne hat glücklich zu machen!"
Bahtir K. aus Siegen
Abriss
Spannender Fantasyroman, in dem sich die junge Heldin in eine Aviaris (eine Geflügelte) verwandelt und sich selbst und ihre Freunde vor den fanatischen Priestern des Meeresgottes Levian retten muss; mit ein paar (auch brutalen) Kampfszenen und einer leicht angedeuteten Liebesgeschichte zwischen der weiblichen Hauptrolle und ihrem besten Freund.Schauplatz
Die fiktive Hafenstadt KanderanEpoche
Nicht näher definiertLeseprobe
„Sie trägt das Mal!“ Es war nur ein Flüstern, und dennoch hallte es über das ganze Deck von Mund zu Mund.Was für ein Mal? Waren jetzt alle übergeschnappt? Raven drehte sich im Kreis, doch aus jeder Richtung begegneten ihr entsetzte Blicke. Pochen stieg erneut in ihrem Schädel auf. Wie von selbst fuhr ihre Hand in den Nacken und tastete sich unter den Kragen ihrer Bluse. Trotz des Schweißes, der ihre Finger benetzte, war ihre Haut eiskalt. Sie fühlte sich fremd an und pulsierte nach einem anderen Rhythmus als dem ihres Herzschlags. Den Atem anhaltend wagte Raven sich weiter – und ging mit einem Aufschrei in die Knie. Wie ein Blitzschlag durchfuhr sie der Schmerz und ließ lähmendes Prickeln in ihren Gliedern zurück.
„Dämonenbrut!“ Einer der Matrosen versetzte ihr einen Stoß, sodass sie stürzte und über das Deck schlitterte. Das raue Holz schürfte ihr die Arme auf.
Hinter ihrer Stirn hämmerte es, als wollte ihr jemand den Schädel zertrümmern. Vor ihren Augen verschwammen die Konturen, und die Seeleute um sie verschmolzen zu einem geschlossenen Ring, aufragend wie eine Wehrmauer.
„Sie muss weg! Sofort! Ihr Fluch wird auch uns treffen!“
Fluch? Was sollte das heißen? Nur weil die Priester sie gesucht hatten? Raven schüttelte sich unter plötzlichen Krämpfen und würgte.
Durch die Schleier vor ihren Augen glaubte sie zu erkennen, wie Dareen einen Schritt auf sie zu machte. Doch sie schien sich zu scheuen, ein Dämonenopfer zu berühren.
„Levian soll sie richten“, brüllte eine andere Stimme. Beipflichtende Rufe mischten sich dazu.
„Über Bord mit ihr!“
Der Kreis um Raven zog sich zu, und sie erbrach bittere Galle auf das Deck. Zwei Hände packten ihren Arm, ein Stahlgriff schloss sich um ihr Bein. Sie konnte kaum ihr Husten überwinden, da verlor sie schon die Planken unter sich und die Reling rückte in ihr Blickfeld. Jenseits davon schäumten die Wellen, deren Farbe dunkel war von der Tiefe. Kalt wie Eis war das Wasser, und selbst wenn sie nicht unterginge, würde sie innerhalb kürzester Zeit erfrieren.
„Das ist Wahnsinn!“ Sie schrie und trat aus. „Lasst mich sofort los!“ Mit dem Stiefelabsatz erwischte sie einen der Männer am Kinn, sodass er zurücktaumelte. Gleichzeitig konnte sie ihren Arm losreißen. Einem dritten biss sie in die Hand, bis er aufheulte. Unsanft landete sie auf den Planken. Ein Fausthieb traf sie im Gesicht. Ihre Sicht verschwand für einen Moment hinter bunten Funken. Halb blind hieb sie zurück und vernahm das Knirschen eines Kiefers, gleichzeitig spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Hand.
„Sofort aufhören!“ Aurels Befehl rollte wie Donner über sie hinweg und versetzte die gesamte Mannschaft in erschrockene Starre. Doch nur für einen kurzen Moment.
Einer der Matrosen versetzte Raven einen Tritt, der sie vor Aurels Füße schleuderte. „Seht, was Ihr uns angeschleppt habt, Kapitän. Sie ist vom schwarzen Blut verseucht.“ Von hinten packte er den Kragen ihrer Bluse und zerrte daran, sodass der Stoff vom Hals bis zum Ärmelansatz auseinanderriss.
Raven rang mit dem Drang, sich erneut zu übergeben. Mit der Hand tastete sie über ihre nun entblößte Schulter. Was auch immer diese verrückten Seeleute dort gesehen hatten, es war völliger Wahnsinn. Dennoch verdrehte sie den Hals, um die Stelle zu betrachten. Ihr entfuhr ein erstickter Schrei. Sie riss noch weiter an ihrer Bluse, bog die Schulter nach vorn und versuchte, unter dem Stoff ihren Rücken zu sehen. Der Anblick jagte Frost durch ihre Adern. Ein schwarzes Muster aus Verästelungen, wie Adern mit schwarzer Tinte nachgezeichnet, zog sich bis zu ihrem Nacken herauf. Es sah aus wie Fäulnis, die sich über das Blut langsam in ihrem Körper ausbreitete. So beschrieben die Priester des Levian die Berührung der Dämonen.
„Aber das kann nicht sein! Er hat mich nie berührt!“ Ihre Stimme überschlug sich. Mit geweiteten Augen starrte sie zu Aurel hinauf wie eine Gefangene zu ihrem Richter. Doch vor sein Antlitz drängte sich das Bild eines durchdringenden, schwarzbraunen Augenpaars umrahmt von langem, dunklem Haar, das Gesicht voller Schatten. Er war mit ihr zusammengestoßen, auf ihrem Weg zum Hafen am Morgen des Wettstreits. Die Erinnerung traf sie wie ein Schlag in den Magen und ließ alle weiteren Worte auf ihrer Zunge ersterben.
„Werft sie über Bord, damit Levian sie verschlingen kann.“ Dareen drängte sich dicht an ihren Kapitän heran.
Aurel blickte mit erstarrter Miene auf sie herab, und sie sah, wie alle Farbe sein Gesicht verließ. Hast du mich belogen? Raven konnte die Frage in seinen Augen lesen, als hätte er sie laut ausgesprochen. Sie schüttelte eindringlich den Kopf.
„Kapitän, wir müssen sie loswerden.“
Aurels Blick löste sich von Raven und traf seine Steuerfrau. „Ihr werdet sie nicht über Bord werfen, als wäret ihr räudige Piraten.“ Er betonte jede Silbe und richtete sie an jeden einzelnen Matrosen. Die Autorität, die er dabei aufbaute, knisterte förmlich um Raven in der Luft. Doch vor dem Zorn seiner Mannschaft verpuffte sie wirkungslos.
„Sie hat sich eingeschlichen, um uns an ihre Dämonen zu verfüttern.“
„Sie gehört augenblicklich auf den Meeresgrund.“
„Wenn Ihr sie schützt, trifft Euch Levians Rache.“
Aurel stemmte die Arme in die Hüften und baute sich noch mehr auf. „Sie ist mein Gast und steht unter meinem Schutz. Wenn überhaupt, dann war es ein Dämon, der sie betrogen hat, und nicht umgekehrt.“ Er machte einen großen Schritt an Raven vorbei und brachte sich selbst zwischen sie und die Mannschaft. „Was sie braucht, ist ihre Priesterin. Oder wollt ihr schuld daran sein, wenn ihre Seele im Abyss landet?“
Welch ein Wahnsinn! Raven hob die Hand, aber sie war zu kraftlos, um ihn zurückzuhalten. War ihm denn nicht klar, dass er am Rande einer Meuterei manövrierte? „Gebt mir ein Boot und ich verschwinde“, stieß sie hervor, doch es beachtete sie niemand.
„Ihr wollt ernsthaft eine Besessene schützen? Seid Ihr von Sinnen, Kapitän, oder auf der Seite der Dämonenbrut?“
„Wenn sich hier jemand aufführt wie besessen, dann bist du es, Dareen.“
„Hört ihr das?“ Die Steuerfrau wandte sich zur Mannschaft und deutete anklagend auf Aurel. „Niemand, der Levian die Treue hält, würde so sprechen. Wahrscheinlich hat er sich und sein ganzes Schiff verkauft.“
„Schweig!“ Aurels Stimme bebte vor Zorn. „Auf dem Schiff der Eschborns herrscht Verstand, nicht fanatische Hetze.“
Dareen lehnte sich nach vorn und kam ihm ganz nahe. „Auf einem Schiff, das ich steuere, fährt niemand, der mit den Dämonen paktiert“, zischte sie leise und drohend.
„Noch ein Wort und ich vergesse mich.“ Aurels Augen wurden schmal, und seine Nasenflügel bebten vor unterdrückter Wut.
Die Steuerfrau lachte auf. „Willst du mir etwa die Seele entreißen, bevor du sie verkaufen kannst?“
Raven glaubte fast, das Bersten eines Dammes zu hören. Aurel holte aus und ließ die Hand vorschnellen. Er hätte Dareen eine schmetternde Ohrfeige verpasst, doch ein kräftiger Arm fuhr dazwischen. Die dazugehörige Faust versetzte Aurel einen Kinnhaken, der seinen Kopf nach hinten schleuderte.
Raven entfuhr ein schriller Aufschrei. Hastig robbte sie zur Seite, bevor Aurel über sie stolperte. Dieser fing sich rascher, als sie bei solch einem Hieb für möglich gehalten hätte. Schon bezog er wieder Position zwischen ihr und der Mannschaft.
Das Funkeln in den Augen seiner Leute schlug ihm entgegen wie Flammen. Nun waren sie diejenigen, die aussahen wie von Dämonen besessen – und Raven konnte es ihnen nicht einmal übel nehmen. Es war die nackte Angst, die ihre Klauen um die Seeleute schloss.
Raven schüttelte sich. Wie heldenhaft und wahnsinnig war die Bestimmtheit, mit der Aurel ihnen entgegentrat – ganz so wie Raven es für Kaity getan hatte. Ihre Brust schnürte sich zusammen. Würde ihn zum Lohn ein ähnliches Schicksal ereilen? Wahrscheinlich sollte sie einfach über Bord springen, damit dieser Irrsinn ein Ende fand. Im Inneren rang sie mit dieser Idee, bemüht, nicht an die Kälte des Wassers zu denken. Ihre Augen suchten Halt bei Aurel, vor dem sich gerade der bärtige Matrose mit dem Arm voller blauer Bänder aufbaute. Aurel rieb sich lässig das Kinn und bleckte dabei die Zähne. Wenn sie jetzt nicht handelte, war es zu spät. Raven richtete den Blick auf die Reling. Los! Sie sprang auf und rannte. Weit kam sie jedoch nicht. Ihren Rücken durchfuhr ein Schmerz, der ihren Körper aufbäumen ließ und sie niederstreckte. Von der Qual überwältigt, gab es mit einem Mal nur noch die feurigen Adern, die durch ihren Rücken pulsierten. Ihre Kehle vibrierte von einem Kreischen, das sie nicht hörte. Mit aller Kraft kämpfte sie darum, überhaupt noch Luft zu bekommen.
„Ray!“ Durch glühenden Nebel brach die Stimme zu ihr durch. Begann sie jetzt zu halluzinieren? Aurels Züge kamen ihr ganz nah. Er war es wirklich. Er hatte seine Stellung aufgegeben, um ihr zu helfen. Sie wollte ihn warnen, ihn von sich schieben, doch weder ihre Zunge noch ihre Arme wollten gehorchen. Indessen tasteten seine Hände behutsam über ihren Rücken und jagten dennoch neue Krämpfe durch sie hindurch. Ravens Blick glitt an ihm vorbei zu der Gestalt, die sich hinter ihm aufbaute. Nein, gleich würde er... Mit beiden Händen klammerte sie sich an Aurels Schultern, um sich an ihm auf die Beine zu ziehen. Gleichzeitig krächzte sie eine Warnung. Zu spät.
Sein Halt wurde ihr entrissen, und sie krachte zurück auf die Planken. Das Gebrüll kämpfender Männer gellte in ihren Ohren. Um sie herum brach ein Tumult aus wirbelnden Armen und Beinen aus, und bevor sie sich darin zurechtfinden konnte, wurde sie erneut an allen vieren gepackt. Sie schrie, schlug um sich und trat, diesmal aber ohne etwas auszurichten. Einen kurzen Blick erhaschte sie auf Aurel, der sich verbissen gegen drei seiner Matrosen zur Wehr setzte. Sie verlor ihn jedoch gleich wieder aus den Augen. Stattdessen drängte sich die Reling in ihr Gesichtsfeld. Das schäumende Kielwasser dahinter wirkte wie geifernde Mäuler des Abyss’, die nach ihr lechzten.
Sie kämpfte gegen die Kraft von vier Seeleuten und gegen den jagenden Schmerz in ihren Gliedern an. Ihre Füße hingen schon über dem Abgrund, da gelang es ihr, einen der Häscher von sich zu stoßen. Mit dem freien Arm hieb sie nach den anderen und krachte mit dem Rücken auf das Geländer. Der Aufschlag raubte ihr den Atem und ließ einen Funkenregen hinter ihren Augen explodieren. Das Gefühl für ihren Körper erstarb. Fanden ihre Tritte ein Ziel? Bewegte sie sich überhaupt noch?
Das Bild der Wellen vermischte sich mit dem des Himmels. Dann umfing sie Kälte – mit einer Härte, die ihr die Luft aus den Lungen presste. Ihr Schreien wurde von dem Wasser in ihren Ohren verschluckt. Im Nu sogen sich ihre Kleider voll und zerrten sie nach unten. Wild ruderte sie dagegen an, doch eisige Bisse ließen ihre Glieder bereits steif werden. Frostige Fänge bohrten sich in ihre Augen, in ihre Nase, in ihr Hirn und zerfetzten ihre Gedanken.
Luft! Das Einzige, woran sie sich noch festhalten konnte, bevor sie dem Rausch der Tiefe erlag.
Nennungshäufigkeit
Hier haben wir für Sie alle Möglichkeiten der Personalisierung dieses Buches zusammengefasst. Dazu haben wir auch aufgelistet, wie häufig die entsprechenden Angaben im Buch vorkommen.
Sie brauchen nicht alle diese Möglichkeiten zu nutzen – für jede Angabe können Sie auch einfach den Vorgabewert verwenden.
Weibliche Hauptrolle
Guter Freund der weiblichen Hauptrolle
Aviaris und Begleiter der weiblichen Hauptrolle
Vater der weiblichen Hauptrolle
Mutter der weiblichen Hauptrolle
Beste Freundin der weiblichen Hauptrolle
Schwester der besten Freundin
Levianpriesterin
Levianpriester
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