Geschichten aus dem alten Pitaval

Schillers Interesse für spannende Kriminalfälle und die Rechtsgeschichte veranlasste ihn dazu, zu einer der berühmtesten Sammlungen derartiger Geschichten zu greifen, dem Pitaval aus dem 18. Jahrhundert eines gleichnamigen französischen Anwalts, und eine Auswahl daraus zu veröffentlichen. In meisterhafter schillerscher Prosa werden auch den heutigen Leser die acht Erzählungen - Die Geschichte der Marquise von Gange, Geschichte des Prozesses der Marquise von Brinvillier, Geschichte des Herrn von La Pivardière, Das traurige Schicksal des Jakob le Brun, Ein verbrecherischer Staatsanwalt, Martin Guerre, Der Handelsvertrag mit Gott, Das ungleiche Ehepaar - in ihren Bann ziehen.

Autor: Friedrich Schiller
Illustration:
ca. 308 Seiten

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Schauplatz

Frankreich

Epoche

1792-1795

Abriss

Acht spannende Kriminalfälle aus dem 18. Jahrhundert - nach einer Auswahl von Friedrich Schiller!
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Leseprobe

Die Marquise von Gange, das einzige Kind des Herrn von Rossan, der in Avignon als Privatmann lebte, kam nach dem frühen Tode ihres Vaters in das Haus und unter die Aufsicht des Herrn von Rochères, ihres mütterlichen Großvaters, der ein Vermögen von beinahe 500 000 Livres besaß. Seine Enkelin war die einzige Erbin dieses Vermögens und hieß nach einem seiner Landgüter bis zu ihrer Heirat Fräulein von Châteaublanc. Ihre täglich zunehmenden Reize, ihr sanfter Charakter und ihre gewinnenden Manieren gewannen ihr bald die ganze Zärtlichkeit des ehrwürdigen Alten. Er kannte keine süßere Hoffnung, als seine schöne Enkelin einst in dem Besitz seines Vermögens an der Hand eines würdigen Gatten glücklich zu sehen. In der Absicht, seine Wünsche bald erfüllt zu sehen, vermählte er sie schon in ihrem dreizehnten Jahre mit dem Marquis von Castellane, einem Manne, der mit den äußern Vorzügen einer alten und vornehmen Abkunft und einer schönen Gestalt die schätzbarsten Eigenschaften des Geistes und Herzens verband.
Die Marquise war eine der ersten Schönheiten ihrer Zeit. Ihr Bildnis, von dem berühmten Maler Mignard gemalt, wird unter die vorzüglichsten Meisterstücke dieses großen Künstlers gerechnet; und alle Zeugnisse ihrer Zeitgenossen stimmen in Lobeserhebungen ihrer außerordentlichen Schönheit überein. In einem zu Rouen 1667 erschienenen Buche, das den Titel führt: ‚Die wahrhaften und merkwürdigen Umstände des kläglichen Todes der Frau Marquise von Gange’, wird sie als eine vollkommene Schönheit geschildert. Selbst Ludwig der Vierzehnte ward von ihren Reizen bezaubert und erteilte ihr die schmeichelhaftesten Lobsprüche. Zweimal tanzte er mit ihr bei öffentlichen Hoffesten, in deren Anordnung Galanterie mit der höchsten Pracht verbunden war, und jedesmal erhielt ihre Schönheit und ihre Anmut den Preis der allgemeinen Bewunderung. Die berühmte Königin Christine von Schweden, welche damals an dem französischen Hofe sich aufhielt, gestand, daß sie in allen Reichen, welche sie durchreist, nichts gesehen habe, das der schönen Provenzalin (so nannte man die Frau von Castellane) gleichkomme, die ihr Herz erobern würde, wenn sie vom andern Geschlecht wäre.
Diese allgemeine Bewunderung ihrer Schönheit erregte natürlich Neid und Eifersucht und reizte die Verleumdungssucht aller, die sich durch sie verdunkelt fühlten. Die Lästerchronik sprengte allerlei nachteilige Gerüchte von verliebten Abenteuern über sie aus, die aber nicht einmal mit einem scheinbaren Verdacht begründet werden konnten. Die Güte ihres Charakters entsprach der Schönheit ihres Körpers. Sie war gesellig und teilnehmend bei dem Unglück anderer. Ihr Verstand war mehr gründlich als lebhaft, ihr Urteil weniger glänzend als treffend.
Mitten im Genuß des Glücks, das Schönheit mit Reichtum und Überfluß gepaart zu gewähren vermag, erhielt sie die traurige Nachricht, daß ihr Gemahl, der als Befehlshaber der französischen Galeeren unter Segel gegangen war, bei Sizilien Schiffbruch erlitten und sein Grab in den Wellen gefunden habe. Einige Spötter, die der Marquise längst, um sich für ihre Nichtbeachtung zu rächen, den Verstand abgesprochen und sie nur ‚die schöne Bildsäule’ genannt hatten, verbreiteten bei dieser Gelegenheit die Anekdote: sie habe bei der Nachricht von ihres Gemahls Tode gesagt: „Ach, er wird nicht ertrunken sein; junge Leute kommen von den weitesten Reisen wieder.“

Friedrich Schiller

Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach geboren. Er war Sohn des Militärwundarztes J.C. Schiller und verbrachte Kindheit und Jugend in ärmlichen Verhältnissen. Auf Dorfschule und Lateinschule folgte auf Befehl des Herzogs Karl Eugen 1773 der Eintritt in die Karlsschule, wo er ab 1776 Medizin studierte. 1780 wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart. Er erhielt Arrest und Schreibverbot wegen Aufführung der "Räuber" in Mannheim und floh über Mannheim (1783), Leipzig (1785) und Dresden nach Weimar (1787). 1789 wurde er zum a.o. Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt. 1799 übersiedelte er erneute nach Weimar. Er starb am 9. Mai 1805 in Weimar.


Eine Auswahl an Werken:

1781 Die Räuber 1784 Kabale und Liebe 1787 Don Carlos, Infant v. Spanien 1800 Wallenstein 1801 Die Jungfrau von Orleans 1801 Maria Stuart 1803 Die Braut von Messina 1804 Wilhelm Tell

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