Herrin des Todes
An seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag öffnet der junge Held die Kiste, die ihm sein verstorbener Vater hinterlassen hat. Darin befindet sich eine mysteriöse Scherbe, deren rätselhafte Inschrift ihn auf die Spur eines uralten Familiengeheimnisses bringt. Zusammen mit seinem Ziehvater und einem guten Freund begibt er sich auf die Suche nach einer mystischen Königin, von der er Antworten erhofft. Die Reise führt sie in das Herz Afrikas, wo die Herrin des Todes bereits auf sie wartet. Schneller, als ihnen lieb ist, lüftet sich der Schleier über den dunklen Geheimnissen der Vergangenheit…
Autor: Rider Haggard
Illustration: istockphoto.com/SOMATUSCANI/sandramo
ca. 212 Seiten
Personen :
4 männliche und 2 weibliche Rollen
Erste männliche Hauptrolle
Samuel Vincey, erste männliche Hauptrolle; ein junger, aufbrausender und charismatischer Schönling; der letzte Sprössling eines Stammbaums, der bis in die Antike zurückgeht; wird von seinem Vater nach dessen Tod in Horaces Obhut übergeben; sein Vater überlässt ihm außerdem eine geheimnisvolle Kiste, die ihn auf die Spur der geheimnisvollen Königin Amida bringt; begibt sich zusammen mit seinem Ziehvater Horace und seinem Freund Job auf eine abenteuerliche Reise auf der Suche nach ihr; ist die Reinkarnation ihres verlorenen Geliebten; Verliebt sich zuerst in Ustane, doch nach deren Tod verfällt er Amida.
Zweite männliche Hauptrolle
Horace Holly, zweite männliche Hauptrolle; Erzähler der Geschichte; ein gelehrter Universitätsprofessor; hat eine Vorliebe für die Jagd; Samuels Vater hat ihm die Erziehung von Samuel anvertraut; väterliches Verhältnis zu Samuel; begibt sich zusammen mit diesem auf die Reise nach Afrika; ansonsten frauenscheu, verliebt er sich in die ‚Herrin des Todes’, wird aber von ihr zurückgewiesen.
Weibliche Hauptrolle
Amida, Königin einer uralten und mythenumwobenen Kultur in Ostafrika; weise; herrschsüchtig; mit unwiderstehlicher Schönheit und immerwährendem Leben gesegnet; wird von ihrem Stamm ‚Herrin des Todes’ genannt; hat über zweitausend Jahre auf ihren verlorenen Geliebten gewartet, den sie in Samuel wiederfindet; stirbt am Ende der Geschichte.
Guter Freund der männlichen Hauptrollen
Job, Sprössling einer bäuerlichen Großfamilie; kümmert sich von Beginn an um Samuel und begleitet ihn ebenfalls auf der Reise nach Afrika; gutmütig, einfach gestrickt und treu; stirbt am Ende der Geschichte an einem Herzinfarkt.
Ehefrau der ersten männlichen Hauptrolle
Ustane, Frau aus dem Stamm der Eingeborenen (Amahagger); heiratet Samuel nach einem alten Brauch; besitzt prophetische Fähigkeiten; begleitet und beschützt Samuel auf seinem Weg zur Königin; wird von dieser getötet.
Stammesvater
Billali, Stammesvater der Eingeborenen, ein altehrwürdiger Greis; wird von Horace einmal gerettet; verhilft ihm und Samuel schließlich zur Flucht.
Nicht personalisiert werden:
Samuels Vater, stirbt am Anfang der Geschichte (vermutlich durch Selbstmord); hatte die Königin schon zu finden versucht und versagt; hat seinen Sohn seit dessen Geburt nicht gesehen.
Muhamed, arabischer Steuermann, der die Freunde in die Sümpfe begleitet.
Kallikrates, Ahne Samuels; wurde vor zweitausend Jahren von Amida getötet; wurde in Samuel wiedergeboren.
Amenartas, Kallikrates Frau; schrieb die Inschrift auf der Scherbe, die zu Amida führt.
Mr. Haggard, Vorleser und Herausgeber der Geschichte.
Abriss
Ein spannender Abenteuerroman, geschildert aus der Perspektive einer der Hauptfiguren, der den Leser mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit und ins mystische Afrika: Das Geheimnis von Leben und Tod wartet auf seine Enthüllung, doch der Weg ist beschwerlich, voller schockierender Eindrücke, knallharter Action und Lebensgefahren. Drei personalisierbare Charaktere sterben, Liebesgeschichte zwischen der ersten männlichen Hauptfigur und zwei weiblichen Charakteren (keine Liebesszenen, nur Küsse); Happy End für die beiden männlichen Hauptfiguren, doch das Ende ihres Abenteuers bedeutet zugleich den Beginn eines neuen.Schauplatz
KairoÄthiopien
Die Sümpfe Ostafrikas
Epoche
Das 19. Jahrhundert (Kolonialzeit)
Leseprobe
Als ich mich endlich zur Ruhe begab, war es spät abends. Da ich fast an meinem Verstand zweifelte, begann ich ernsthaft nachzudenken. Doch je mehr ich nachsann, umso weniger konnte ich mir einen Reim daraus machen. Wie konnte ich bei Verstand sein und allen Ernstes glauben, dass ich mich soeben mit einer über zweitausend Jahre alten Frau unterhalten hatte? Das konnte nur ein raffinierter Schwindel sein, doch warum die Mühen? Und was war mit den Bildern auf dem Wasser? Von den geradezu überirdischen Liebreiz des Weibes ganz zu schweigen, denn sie hatte Recht behalten. In meinem Herzen war ich ihren Augen mit Leib und Seele verfallen. Selbst der diabolische Zug machte sie noch unwiderstehlicher. Dabei hatte ich mir aus Frauen, bis auf ein paar enttäuschenden Erfahrungen, bisher nicht viel gemacht. Ich raufte mir die Haare und sprang schließlich vom Lager auf. Wenn der Skarabäus aus dem Kästchen ihrem Geliebten gehört hatte, und dieser der Urahne Samuels war, dann konnte dieser vielleicht seine Wiedergeburt sein. Dann war Samuel möglicherweise der Mann, auf den die schöne Amida harrte. Nein, es war ausgeschlossen. Nur weil er derselben Familie entstammte, musste er noch lange nicht die Reinkarnation des Urahns sein, wenn es nicht doch ein großer Schwindel war. Schade, dass ich mich an meine Ahnen nicht erinnern konnte, denn wenn alles stimmte, war ich vielleicht auch mein wiedergeborener Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater. Dieser Einfall kam mir so toll vor, dass ich hell auflachte und dem Steinbild eines grimmigen Kriegers an der Wand laut zurief: „Wer weiß, vielleicht sind wir mal Freunde gewesen. Oder vielleicht war ich sogar einst du, und du bist nun ich.“ Ich lachte über meine Verrücktheit, doch das Echo klang hohl von der Wand zurück.Ich zog die Stiefel aus und schlich auf Strümpfen, eine Lampe in der Hand, zu Samuels Kammer. Ich trat leise ein und sah, dass er sich noch immer im Fieber wälzte. An sein Bett gelehnt war Ustane vor Erschöpfung auf dem Boden eingeschlafen, während sie noch seine Hand in ihrer hielt. Es war ein rührendes Bild, auch wenn unter Samuels Augen dunkle Schatten lagen. Sein Atem ging keuchend und mich packte wieder die Angst, er könnte mich allein zurücklassen. Wie ein giftiger Pfeil, schoss mir aber zugleich durch den Kopf, dass er, wenn er genas, vielleicht mein Nebenbuhler war. Und welche Aussichten hatte ich gegen diesen jungen Apoll? Erschrocken besann ich mich wieder, mein Verstand war noch nicht ganz entschwunden. Wie ich so dastand, faltete ich die Hände und betete zum Allmächtigen, mir meinen geliebten Sohn am Leben zu lassen, selbst wenn er mir Amida wegnehmen sollte. Leise, wie ich gekommen war, kehrte ich in meine Kammer zurück, fand aber auch jetzt keinen Schlaf. Auf und ab gehend, gewahrte ich plötzlich in der Wand einen schmalen Spalt, der den Beginn eines Gangs kennzeichnete. Ich zwang mich, die Lampe in der Hand, in den Gang hinein und ging weiter. Bald stieß ich auf eine Treppe und stieg sie hinab. An ihrem Ende begann ein neuer Gang, der nach meiner Schätzung unter dem rechten Korridor und weiterhin unter der Haupthöhle verlief. Etwa fünfzig Meter weiter erreichte ich einen rechtwinklig einmündenden Quergang, als ein scharfer Luftzug zu meinem Unglück die Lampe löschte. In tiefer Finsternis stand ich nun im Inneren des Felsens, und um nicht in den Quergang zu geraten, trat ich schnell einige Schritte vor und blieb dann stehen. Was war zu tun? Streichhölzer hatte ich nicht bei mir. Den ganzen Weg zurückzutappen schien mir unmöglich. Ich sah über die Schulter zurück. Kein Laut, kein Lichtschein drang durch die Finsternis. Dann suchte ich das Dunkel vor mir mit den Augen zu durchdringen vermeinte in der Ferne matt den Schein eines Feuers zu erkennen. Langsam und unbeholfen stolperte ich vorwärts, indem ich mit der Hand an der Wand entlang strich und zugleich vor jedem Schritt mit den Füßen den Boden befühlte, um nicht in einen Abgrund zu stürzen.
Einige Dutzend Schritte weiter sah ich ein sich bewegendes Licht, das zwischen Vorhängen hindurch schien. Ich ging nun schneller und bald stand ich davor. Die Vorgänge schlossen nicht dicht ab, sodass es möglich war, in das Innere des Raumes dahinter zu blicken. Es war eine Totenkammer, die von einem in der Mitte brennendes Feuer mit weißer, rauchloser Flamme, erhellt wurde. Auf einer Steinbahre an der Wand schien ein weiß verhüllter Menschenleib zu liegen, auf einer anderen lagen geflickte Decken. Neben dem Feuer stand, mit einem en Mantel bekleidet, eine weibliche Gestalt, deren Gesicht dem verhüllten Körper zugewandt war. Plötzlich zog mit einem Ruck den Mantel ab und warf ihn von sich in die Flammen. Es war Amida und wieder trug sie das weiße Mieder mit dem goldenen Gürtel, und ihr blondes Haar fiel lose am Gürtel herab. Verglichen zu vorhin, hatte sie sich jedoch stark verändert. Bei aller Schönheit enthielt ihr Antlitz jetzt einen neuen Zug, wild und unheimlich erschien es mir, als ich wie gebannt dastand. Qual, Hass und zügellose Rachsucht entstellten das liebliche Gesicht zu einer fratzenhaften Grimasse. Sie ballte die Fäuste und streckte die Arme hoch, das Mieder fiel bis zum Gürtel herab und enthüllte den blendenden Liebreiz ihres Körpers. Aus ihren geballten Fäusten schoss, mag man mir glauben oder nicht, nun eine Flamme hoch, die fast bis zur Decke hinaufreichte und den Raum mit einem grellen, geisterhaften Schein erfüllte. Dann sanken die Fäuste herab, und mit ihnen verschwand auch die Flamme. Ich vernahm Amidas Stimme, die sich in ein wildes Zischen verwandelt hatte. „Verflucht seist du, Weib! Verflucht, verflucht!“ Wieder stiegen die Fäuste empor, die Feuerzunge ihnen nach, um gleich darauf wieder herabzusinken. „Verflucht sei dein Gedächtnis, fremde Schlange!“
Wie angewurzelt stand ich da und war nicht fähig, einen Finger zu rühren, was auch kommen mochte. Immer wieder schossen Fäuste und Flamme auf und nieder, sodass ihr Körper bald in grellem Licht, bald in trübem Dunkel lag. Dann schien ihre Wut zu erlahmen. Das Gesicht mit den Händen bedeckend, rief sie mit klagender Stimme: „Was nutzt das Fluchen? Sie ist entronnen.“ Doch bald brach ihr Zorn wieder hervor, und sie zischte umso schrecklicher: „Hinab mit dir in die ewige Finsternis! Verflucht sei selbst dein Schatten! Verflucht sollst du geboren werden, verflucht sein, wenn du wiederkehrst! Verflucht sollst du sein, Weib, dein Leben lang! Meine Rache soll dich vernichten!“ Das Zischen erstarb in leisem Echo, und ihre Kraft schien nun erlahmt zu sein. Sie setzte sich auf den Boden, schüttelte das Haar über die Brust herab und brach in herzzerreißendes Schluchzen aus. „Ich leide und quäle mich nun zweitausend Jahre. Stets habe ich die Sünde vor den Augen. Ach mein Geliebter, mein Kallikrates, wie erbebte ich nur beim Klang deines Namens. Dass ich, als ich dich erschlug, nicht mit dir sterben konnte. Nun verfolgt mich dein Gesicht tagein, tagaus und der Tod will nicht kommen, um mich zu erlösen. Sie warf sich der Länge nach hin und schluchzte so markerschütternd, dass es mir das Herz brach.
Ich selbst, unfähig es noch länger auszuhalten, wandte mich zitternd um und kroch langsam den finsteren Gang zurück. Immer weiter stolperte ich und weiß kaum, wie ich vorwärts kam. Mehrmals fiel ich hin, einmal kroch ich in den Quergang, bemerkte aber zum Glück noch meinen Irrtum. Ich ging immer weiter, bis ich glaubte am Fuß der Treppe angelangt zu sein. Endlich in meine Kammer angelangt sank In äußerster Erschöpfung ohnmächtig nieder. Der schwache Dämmerschein, der nun durch die Dachöffnung fiel, war der einzige Zeuge meiner nächtlichen Abenteuer.
Nennungshäufigkeit
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Erste männliche Hauptrolle
Zweite männliche Hauptrolle
Weibliche Hauptrolle
Guter Freund der männlichen Hauptrollen
Ehefrau der ersten männlichen Hauptrolle
Stammesvater
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