(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)
Personen :
9 weibliche und 7 männliche Rollen
Weibliche Hauptrolle
Verena Hoffmann, Juristin; in den Dreißigern; sehr dürr; kommt ursprünglich aus Telgte bei Münster, fährt aber nur noch sehr selten nach Hause; arbeitet in einer renommierten Anwaltskanzlei in Düsseldorf; Workaholic; erleidet einen Burn-out; nach ihrem Zusammenbruch und einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus kehrt sie in ihren Heimatort zurück; muss erst lernen, sich nicht ständig zu überfordern; erholt sich langsam (kurze depressive Phase); kündigt ihren Job in Düsseldorf und wird Partnerin in der Kanzlei ihres Vaters; sehr eng mit ihrem Kollegen Robert befreundet, der ihr in der schweren Zeit ihrer Krankheit zur Seite steht; nähern sich langsam an und kommen am Schluss zusammen.
Beste Freundin der weiblichen Hauptrolle
Pia Schröder, Hausfrau; verheiratet mit Christian; Mutter von Sebastian und Lilly; hält sich für zu dick, was aber nicht der Fall ist; wurde ungewollt schwanger und heiratete Christian vor acht Jahren; sehr engagiert; Vorsitzende des Ausschusses für die Organisation des kirchlichen Wohltätigkeitsbasars; war früher Verenas beste Freundin; denkt, dass Verena und Christian in der Nacht vor ihrer Hochzeit miteinander geschlafen haben; an diesem Verdacht ist ihre Freundschaft zerbrochen; sie reagiert auf Verenas Rückkehr mit Vorbehalten, doch das Missverständnis wird aufgeklärt und die beiden werden wieder beste Freundinnen; wollte mit Christian ein Haus bauen, was an einem unzuverlässigen Bauherrn scheiterte; seitdem kämpfen sie mit Geldsorgen und einer leichten Unzufriedenheit; die Situation zwischen ihnen ist angespannt, doch an einem Wochenende an der Ostsee sprechen sie sich aus; Pia, die bemerkt hat, dass sie ihr Hausfrauendasein nicht voll ausfüllt, macht am Schluss einen Handarbeitsladen auf.
Kollege und Freund der weiblichen Hauptrolle
Robert Rösner, Verenas Kollege; freundlich; offen; er kam einen Monat nach ihr in die Kanzlei, wurde aber bereits befördert; will sich den Stress aber nicht weiter antun, kündigt und wird Richter in Münster; er steht Verena bei, als sie krank ist; empfindet mehr für sie, doch sie ist zunächst zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um das zu sehen; am Schluss kommen sie zusammen; er kauft und renoviert eine alte Villa in Telgte, wo Verena mit einzieht.
Vater der weiblichen Hauptrolle
Walter Hoffmann, Verenas Vater; trägt eine Brille; seit vierzig Jahren mit Alice verheiratet; hat eine Anwaltskanzlei in Telgte; arbeitet zu viel; hat einen Herzinfarkt, aber überlebt; ist froh, dass Verena in seine Kanzlei mit einsteigt, was er sich schon immer gewünscht hat.
Mutter der weiblichen Hauptrolle
Alice Hoffmann, Verenas Mutter; Tochter eines Großbauern; arbeitet gern im Garten; hervorragende Köchin.
Bruder der weiblichen Hauptrolle
Stefan Hoffmann, Verenas Bruder; glücklich verheiratet mit Ruth; Vater von Alina; guter Freund von Christian; Apotheker.
Schwägerin der weiblichen Hauptrolle
Ruth Hoffmann, Stefans Frau; Alinas Mutter; hat vorher in der Apotheke gearbeitet; seit der Geburt zu Hause; glücklich in ihrer neuen Rolle.
Nichte der weiblichen Hauptrolle
Alina Hoffmann, Tochter von Stefan und Ruth; im Babyalter.
Ehemann der besten Freundin
Christian Schröder, Pias Mann; Architekt; hat eine eigene Baufirma; arbeitet sehr viel; Verena stand ihm in der Nacht vor seiner Hochzeit, als er Panik vor der Verantwortung bekam, bei, doch Pia interpretierte die Situation falsch; liebt Pia über alles und will sie glücklich machen; steht ihrer Unzufriedenheit ein bisschen hilflos gegenüber; unterstützt sie dann tatkräftig bei der Eröffnung ihres Ladens.
Sohn der besten Freundin
Sebastian, Sohn von Pia und Christian; acht Jahre alt; spielt Fußball.
Tochter der besten Freundin
Lilly, Tochter von Pia und Christian; fünf Jahre alt; schwierige Esserin; mag Prinzessin Lillifee und malt gern.
Schwiegermutter der besten Freundin
Doris Schröder, Christians Mutter; Witwe; sehr dominant; kritisiert Pia häufig; bei einer Komiteesitzung kommt es zum Streit zwischen den beiden, den Verena schlichtet; danach versöhnen sie sich wieder.
Vorgesetzter der weiblichen Hauptrolle
Fredrick Wassermann, Chef von Verena und Robert; fünfzig Jahre alt; Koryphäe auf seinem Rechtsgebiet; seit fünfzehn Jahren Partner in der Kanzlei; Star, für den alle anderen das Fußvolk sind; arrogant; Verena leidet unter seiner fehlenden Anerkennung; er übt großen Druck auf sie aus und verursacht damit auch ihren Zusammenbruch; zeigt wenig Verständnis für ihr Burn-out und fordert, dass sie zurückkommt; bietet ihr Roberts Job an, doch sie kündigt.
Arzt der weiblichen Hauptrolle
Dr. Pfeiffer, Verenas Arzt im Krankenhaus; sehr einfühlsam, aber auch streng; kleine Rolle.
Sekretärin in der Kanzlei
Ellen Varnholt, Sekretärin in der Kanzlei von Walter Hoffmann; schmales Gesicht; jung; kleine Rolle.
Dame im Komitee des Wohltätigkeitsbasars
Berta, eine Dame im Komitee für den Wohltätigkeitsbasar; Witwe; kleine Löckchen; lebenslustig; strickt gern; droht, aus dem Komitee auszusteigen, als Doris sich aufspielt; übernimmt schließlich die Organisation; sehr kleine Rolle.
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Leseprobe
Um drei nach halb acht bog sie endlich um die Ecke und kam auf
Pia zu. Sie umarmten sich zur Begrüßung.
„Schön, dich zu sehen“, erklärte
Verena fröhlich. „Geht es dir gut?“
Pia nickte.
Sie hatte heute früh sofort, von
Christian dazu ermutigt, Nägel mit Köpfen gemacht. Zum ersten Oktober hatte sie den Laden gemietet und war sich mit der Vorbesitzerin bereits einig geworden, einen Teil ihres Sortiments zu übernehmen.
Pia konnte immer noch nicht wirklich fassen, dass ihr Traum, den sie so lange zurückgehalten hatte, nun tatsächlich wahr werden würde.
„Und? Was wolltest du mir zeigen?“
Pia zeigte auf die Ladenfront. „Das hier“, hauchte sie. Ihre
blauen Augen schimmerten verklärt.
„Und das ist…?“
Verena trat einen Schritt näher und studierte die Auslage. Pompom-Wollknäuel vereinigten sich mit Sticktwist, es herrschte ein wildes, angestaubtes Durcheinander.
„Mein Laden“, erklärte
Pia stolz.
Verena fuhr zu ihr herum. „Ehrlich? Das wird dein Laden?!“
Pia nickte strahlend.
„Wahnsinn, Süße! Oh, das freut mich so für dich.“ Spontan fiel
Verena ihr um den Hals. „Wann? Wie? Also, du musst mir alles erzählen, hörst du?“
Pia lächelte, während sich
Verena das Gesicht an dem Ladenfenster plattdrückte.
„Ach, ich würde ja zu gerne jetzt schon mit dir reingehen und mir alles ansehen“, seufzte sie wehmütig.
„Nein, das machen wir heute nicht“, bestimmte
Pia. „Ich hab noch keinen Schlüssel, und im Moment ist der Laden auch überhaupt nicht so, wie ich ihn mir vorstelle. Komm, ich geb' einen aus.“
Sie gingen in eine Bar. Während sie auf den ersten Cocktail warteten, meinte
Verena: „Eigentlich müsste ich ja heute einen ausgeben.“
„Wieso?“, fragte
Pia neugierig. Sie betrachtete ihre Freundin.
Verena strahlte und wirkte viel entspannter als in den letzten Wochen. Als wäre eine zentnerschwere Last von ihren Schultern genommen worden.
„Ich habe in Düsseldorf hingeschmissen.“ Rasch erzählte
Verena die Einzelheiten. „Ich werde bei meinem Vater einsteigen.“
„Du kommst also wieder hierher?“
Die Drinks wurden serviert, und ehe
Verena antwortete, stießen sie auf
Pias Zukunft an.
„Ich glaube, ich war nie ganz weg.“
Pia trank konzentriert ihren Caipirinha.
„Also… Damals, als ich nach Düsseldorf gezogen bin…“
Verena fehlten die Worte.
Pia wollte es nicht hören. Sie hatte zu oft darüber gegrübelt, was genau
Christian dazu bewogen hatte, die Nacht vor ihrer Hochzeit mit
Verena zu verbringen.
„Ich bin deinetwegen gegangen“, gestand
Verena jetzt leise.
Muss sie immer alles kaputt machen?, dachte
Pia wütend. Kann sie das nicht einfach für sich behalten? Das ist acht Jahre her, das interessiert doch jetzt niemanden mehr!
„Ich möchte es eigentlich gar nicht hören“, murmelte sie.
„
Pia.“ Plötzlich lag
Verenas Hand auf ihrem Unterarm. „Ich konnte es dir damals nicht sagen.“
„Das brauchtest du auch nicht. Es war ja offensichtlich.“
Verena schüttelte heftig den Kopf. Sie winkte dem Barmann, ihnen noch zwei Caipirinhas zu machen, obwohl der erste noch nicht mal halb leer war.
„Da lief nichts“, bekräftigte sie.
Pia schwieg. Sie hatte keine Lust, sich auch acht Jahre später noch irgendwelche Lügen anhören zu müssen.
„Möchtest du die Geschichte hören? Die ganze Geschichte, meine ich.“
„Glaubst du denn, ich will sie hören?“, giftete
Pia.
„Ich hoffe es.“
Verena blieb überraschend ruhig. „Eigentlich hätte ich es dir damals schon erzählen müssen, aber…“
„Das, was ich erfahren habe, hat eigentlich gereicht“, unterbrach
Pia sie unwirsch.
„Habt ihr denn nie darüber geredet,
Christian und du?“
„Ich wusste nicht, was man da noch hätte reden sollen. Es ist doch klar, was passiert ist.“
„Es sieht nur so aus, weil ich danach verschwunden bin. Klar, das ist ja wie ein Schuldeingeständnis.“
Verena seufzte. „Aber es war ganz anders! Ich kann gar nicht fassen, dass
Christian dieses Missverständnis nie aufgeklärt hat!“
Pia schüttelte abwehrend den Kopf. Sie wollte nicht mehr an diese Nacht zurückzudenken, an die Nacht vor der Hochzeit, in der
Christian nicht nach Hause gekommen war in die kleine Drei-Zimmer-Wohnung, die sie erst wenige Wochen zuvor gemeinsam bezogen hatten. Als sie erfahren hatten, dass
Pia schwanger war, hatten sie rasch beschlossen, zu heiraten und zusammenzuziehen.
Pia hatte nicht schlafen können und versucht,
Christian auf seinem Handy zu erreichen, aber erst war er nicht ans Telefon gegangen, und später war nur die Mailbox dran gewesen. Sie hatte in ihrem dunklen Schlafzimmer gelegen, den Blick starr auf das weiße Umstandskleid gerichtet, das sie am nächsten Morgen zur standesamtlichen Trauung tragen wollte. Das Kleid für die kirchliche Trauung hatte ihre Mutter mitgenommen, weil der Träger gerissen war.
Als sie schließlich weit nach Mitternacht
Verena angerufen hatte, da hatte sich ihre Freundin so munter angehört, als hätte sie noch nicht geschlafen. Und im Hintergrund hatte
Pia Christians Stimme gehört…
„Ihr wart die ganze Nacht zusammen.“
Verena nickte. Sie trank ihren Caipirinha aus und reichte das leere Glas dem Barkeeper, der gerade die neuen servierte.
„Wo wart ihr?“
„Zuerst in einer Kneipe. Also, ich habe ihn in der Kneipe gefunden. Er hat mit den anderen Jungs getrunken, aber als ich dort hinkam, waren bis auf
Stefan alle weg.“
„Ihr hättet ihn einfach heimbringen können. Stattdessen hast du mit ihm…“
„Ich habe nicht mit ihm! Glaube mir,
Pia, ich wollte ihn ja zu dir bringen. Aber er wollte partout nicht heim, und
Stefan hatte irgendwann keine Lust mehr. Er ist nach Hause gegangen. Was sollte ich denn machen? Sollte ich ihn in der Kneipe sitzenlassen? Die hätten ihn vor die Tür gesetzt, und ich hätte dich mal erleben wollen, wenn ich am nächsten Tag auf deiner Hochzeit aufgelaufen wäre und dein Zukünftiger wäre nicht da gewesen.“
Pia musste ihr insgeheim recht geben.
„Wo seid ihr hin?“, fragte sie.
Verenas Finger umkreiste den Rand ihres Glases. „Erst wollte er noch in eine andere Kneipe, aber ich konnte es ihm ausreden. Ich habe vorgeschlagen, ihn zu uns mitzunehmen, aber…
Pia, er hatte Angst.“
Verena trank einen Schluck von ihrem Caipirinha. „Nicht so richtige Panik, und auch nicht kalte Füße oder so. Es hatte nichts mit seinen Gefühlen für dich zu tun, aber er fürchtete sich ein bisschen vor der Verantwortung, die da auf ihn zurollte, mit dem Kind und dem ganzen Drumherum. Wir haben uns eine Flasche Champagner an der Tankstelle besorgt und sind in den Wald gegangen.“ Sie nahm einen weiteren Schluck. „Kennst du den Hochsitz am Waldrand? Dort, wo die Rehe in der Dämmerung immer äsen? Wir haben da oben gesessen, haben gefroren, den Champagner geleert und geredet. Irgendwann ist er eingeschlafen, und ich hab auf ihn aufgepasst, bis sich bei Morgengrauen die Rehe am Waldrand gezeigt haben. Da habe ich ihn geweckt. Wir haben sie beobachtet, noch ein bisschen geredet…“ Sie verstummte.
„Und dann?“
Pia musste sich räuspern. Die Geschichte war so anders als das, was sie sich immer ausgemalt hatte. Und sie hatte sich immer Mühe gegeben, in ihrer Fantasie keinem der beiden einen zu großen Teil der Schuld zuzuschieben. Weil sie
Christian liebte. Und weil
Verena einfach
Verena war.
„Den Rest der Geschichte kennst du. Er ist zu dir gefahren, ich zu mir nach Hause. Du hast ihn gefragt, wo er die ganze Nacht war…“
„Und er hat gesagt ‚bei
Verena‘“, flüsterte
Pia. „Oh Gott. Und dann bin ich ausgerastet.“
„Dass es überhaupt zur Hochzeit gekommen ist, wird ja für mich auf ewig ein Wunder bleiben“, bemerkte
Verena trocken.
„Was blieb mir anderes übrig? Ich habe ihn geliebt. Er war
Sebastians Vater. Und ich wollte ihn. Es war alles perfekt bis zu jener Nacht.“ Sie überlegte. „Du hast mir die Wahrheit nie gesagt, weil du vermutlich gedacht hast, ich glaube dir eh kein Wort.“
„So ungefähr“, meinte
Verena und musste schlucken. „Das war schon ein komisches Gefühl, dass du mir so etwas zugetraut hast. Wir waren doch Freundinnen!“
„Es tut mir leid“, stammelte
Pia. „Aber
Christian war so komisch, als ich ihn gefragt habe, wo er war. Und ich war dick und schwanger… Und du… Da dachte ich halt… Und dabei war es ihm wahrscheinlich nur peinlich, dass ihn die Situation so überforderte. Oh Mann!“ Sie schlug die Hände vors Gesicht. „Was war ich nur für eine blöde Kuh!“
Verena gab ihr einen freundschaftlichen Stups. „Mach dir nichts draus. Ich glaube, wir haben beide dafür bezahlt.“
Plötzlich musste
Pia lachen. „Ich habe dir meinen Brautstrauß über den Schädel gezogen, als du zum Standesamt gekommen bist.“
„Aua, ja. Ich erinnere mich.“ Jetzt grinste auch
Verena.
„Meine Güte, habe ich dich vermisst“, entfuhr es
Pia. „Und deshalb bist du fortgegangen?“
Verena nickte. „Ich habe es nicht ausgehalten, dass du mich mit dieser ausgesuchten Höflichkeit behandelt hast“, gab sie zu. „Das war unerträglicher als der schlimmste Streit.“
„Tut mir leid. Wegen meiner Dummheit ist unsere Freundschaft kaputtgegangen. Hätte ich euch doch einfach zugehört! Aber ich hatte mich so in diese Idee verrannt...“
„Ach was. Dir muss nichts leidtun. Schau, wir haben unseren Weg gemacht. Also, es hat zwar etwas länger gedauert, bis wir wieder hier angekommen sind, aber ich finde, man sollte sich nicht mehr allzu viele Gedanken um die Vergangenheit machen.“
„Schauen wir lieber in die Zukunft?“
Pia bezweifelte, dass es so einfach war.
„Erst mal feiern wir heute. Und dann schauen wir in die Zukunft, okay? Ich brauche nämlich demnächst eine Wohnung. Ich möchte jedenfalls nicht auf Dauer bei meinen Eltern bleiben. Das vertragen weder ich noch meine Hüften.“
Verena lachte laut auf.